Sonntag, 23. November 2008

Des Nachttänzers Leiden...

Spürst du das Leben?

Es sind die Schweißtropfen, die von der halogenbeleuchteten Halle auf dich tropfen, salziger Schweiß, der dich das Leben kosten lässt. So wie es schmeckt. Heiß. Anstrengend. Kurz. Blutig. Die verschwommene Szenerie nimmst du nur noch als Nebensache auf. Bagatelle. Demut. Zwangsneurotik.Tanzende schwitzende, sich aneinander reibende schlanke Körper, besessen von der Nacht und den Beats. Du wünschst dir in deinem Tun ermutigt zu werden. Du wünscht dir so sehnlichst endlich wieder fühlen zu dürfen. Irgendwas. Mit irgendwem...

In deinem Kopf explodieren die Endorphine. Deine unberechenbare Lust stützt sich auf die heiße Sehnsucht nach Ekstase und Adrenalin. Der Kick der Nacht wird spürbar. Du verausgabst dich. Gehst an deine Grenzen. Verzweifelst. Brichst zusammen.

Du wachst auf.

War es das wert? Dein nikotindurchtränkter Atem macht sich bemerkbar. Du ekelst dich vor dir selbst. Siehst eine verdreckte tote Gestalt im Spiegel. Das bist du. Sieh genau hin. Das bist du. Menschen die dich lieben sehen dich so. Menschen die dich verachten sehen dich so. Und liebst du dich selbst? Ekelst du dich vor dir? Manche Menschen sind längst tot, wissen es aber noch nicht... .

Und du sehnst dich zurück nach Betäubung und Schmerz. In all den Tanzhallen mit ihren kreisenden Lichtern und Effekten. Nach all den verschmutzten Toiletten und abgestandenen Bierbechern. Nach der Ablenkung. Der Gefahr. Der Betäubung.

Erstarrung. Deine Pupillen weiten sich. Du starrst in glänzend hübsche Gesichter. Wunderschöne Lippen erreichen deine Sehnsuchtsgrenze. Du starrst in glänzend hübsche Gesichter. Traurige Gesichter. Lähmendes Entsetzen während der nächste Hit durch deine Adern gepumpt wird. Die Beine bewegen sich expressiv im Rhythmus. Dein Herz bleibt stehen. Dies ist des Nachttänzers Leiden. Und die hübschen Gesichter leiden mit.

Die Nacht ist in Stunden zählbar.

Der Moment ist unendlich

Und dort drüben an der Ecke. Dort steht doch schon das Mädchen mit den „The Cure" Augen. Sie lächelt schüchtern. Du lächelst zurück. Ist es bedeutend? Lass uns das Leben an bedeutenden Sekunden messen… .

Ab Jetzt!

Du vergleichst dein Leben mit der Uhr. Es ist noch Zeit.

Im künstlichen Nebel versinkt dein wohlgeformter Körper.

In deinen Gedanken schnürt sich der Dornenkranz immer fester zu.

… weil du nichts mehr spüren willst.

… weil du nichts mehr spüren willst.

… weil du nichts mehr spüren willst.

Spürst du das Leben?

Ja.

Doch du tust alles dafür, es nicht mehr zu fühlen. Widerstand gegen Lebensbejahung.

Und die Würfel zeigen auf Null. Ignorieren den Alltag. Du beginnst mit den Klingen zu tanzen. Wir tragen kein weiß. Unsere Westen sind blutgetränkt.

Du stehst auf der Brücke.

Sie stehen auf der Tanzfläche

Und doch haben wir alle etwas gemeinsam.

Wir springen alle bei Nacht.

Keine Kommentare: